Permalink to single post

Die Vögel, OL

Die Geschichte von zwei Männern, die sich in das Reich der Vögel hineinversetzen, um von den Sorgen der Erde erlöst, eine neue Freiheit im Reich der Vögel zu erleben und dann an ihren Machtgelüsten scheitern, das schrieb der griechische Komödiendichter Aristophanes vor zweieinhalbtausend Jahren angesichts einer den Staat in seinen Grundfesten bedrohenden politschen Überheblichkeit – dem Volk zur Warnung. Walter Braunfels, der seine Zeit nicht minder sorgenvoll betrachtete, konnte die klassische Vorlage aber erst nach dem 1. Weltkrieg bearbeiten und in eine symbolische Parallelwelt versetzen, die uns nun mit einer phantasievollen Inszenierung des Oldenburgischen Staatstheaters in einer romantisch-besinnlichen Version nach über 100 Jahren mit beängstigender Aktualität erneut mit diesem Problem konfrontiert.

Permalink to single post

Rigoletto, B

Ganz große Stimmen sind in dieser Aufführung zu Gast an der Deutschen Oper, die nicht mit allen Inszenierungen dieses Glück hat, aber wohlweislich den großartigen Regisseur Jan Bosse engagiert hat, der die Charaktere dieser Oper im Sinne Verdis formt, sicher näher am Herzen des Komponisten orientiert als am Zeitgeist, der für Rigoletto die Schwarzweißzeichnung bevorzugte – nicht grundlos, denn vor 200 Jahren und noch länger herrschten nicht nur an den italienischen Adelshöfen Willkür, Verschwendungs- und Vergnügungssucht auf Kosten der Untertanen. Ein Fest wird anschaulich mit allerlei goldenen Konfettischlangen und gleißendem Licht bis ins Publikum hinein zelebriert. Verdi war immer politischer und sozialer als man ihm anhören könnte. Dennoch, seine Orchestrierung, die Führung der Instrumente, die begleitende Sicherheit und Intensität verzaubern eine Aufführung von einmaliger Schönheit und Ausdrucksstärke.

Permalink to single post

Neujahrskonzert, OL

Es gab in den drei wunderbaren Aufführungen wohl keinen Gast, der nicht beschwingt und erfüllt von – l`arte della canzone più bella” – der klangschönen vollen Stimmführung von Stephanie Hershaw und Aksel Daveyans temperamentvollen Spielbariton – sowie natürlich einem Orchester, das sich einfühlsam und leicht, voller Schwung und, wenn erforderlich, auch in tiefsinniger Theatralik unter Vito Christofaro präsentierte, nach drei Stunden den Heimweg antrat. Durch das Programm führte charmant und geistreich der Hausherr: Intendant Georg Heckel.

Permalink to single post

Xerxes, OL

Die gespaltene Persönlichkeit dieses Königs, der das Großpersische Reich regierte, hat Händel als Idee, als Vorlage nach berühmten Anekdoten und historischen Überlieferungen aufgegriffen und in einer absurden, teils satirischen, teils auch durchaus ernsthaften Version in wunderbarer Leichtigkeit komponiert und talentierten Sängern (seinerzeit vor allem dem Kastraten Gaetano Majorano, genannt Caffarelli) auf den Leib oder besser in die Kehle geschrieben. Ein Solitär, dessen Glanz aber erst sehr viel später gewürdigt wurde. In seiner Uraufführung erschien die Oper dem Publikum noch zu ungewöhnlich, dass man Ernstes mit Heiterem vermengte und sich spottend über Herrscher, Liebende und ihre Leidenschaften erhob.
Heutzutage ist es die beste Möglichkeit, eine große Musik in Ihrer Vielfalt auf hohem musikalischen und schauspielerischen Niveau zugänglich zu machen. Und das ist hier einmal wieder bestens geglückt! Mit vibrierenden, melodischen Rezitativen, mit höchsten Tönen effektvoll spielenden Arien und -immerhin- zwei männlichen Sängern serviert ein kleines, feines Barockorchester mit Blockflöten und Theorbe unter der Leitung von Thomas Bönisch – immer eins mit Spiel und Stimmen auf der Bühne und dynamisch ausgefeilt – einen Opernabend auf dem Silbertablett.

Permalink to single post

Macbeth, B

Fluten rollen über die Video-Wand, Köpfe werden bald im Kampf um Throne bühnenreif auf mittelalterlichen englischen und schottischen Schlachtfeldern rollen – und auch in den Schlössern der adeligen dynastischen Familien. „Macbeth“ nicht zum ersten Mal auf den Berliner Spielplan, jetzt in der Deutschen Oper inszeniert von Marie-Eve Signeyrole, einer Regisseurin, die möglichst viele Ideen in diesem Opus unterbringen möchte, dass sich doch dank der Brillanz eines Verdi und seiner heutigen Darsteller auf der in nebeldurchzogene Dunkelheit und mit Stellwänden dekorierte Bühne eigentlich selbst genügt. Denn Orchester, Chor und Sänger sind prachtvoll, und es dürfte trotz kleinerer Beanstandungen nach langer Zeit wieder ein Highlight am Berliner Opernhimmel sein.

Permalink to single post

Le Nozze Di Figaro, B

Oben: Grausige Vernissage auf der Bel Etage – Unten: Aufstand der Dienerschaft…
…doch ebenso tempo- wie einfallsreich – angefeuert von einer brodelnden Ouvertüre – geht es weiter nach einer sehr vergnüglichen ersten Hälfte in diesem entzückenden und dramatischen Wirrwarr, mit dem es dem Mozarteischen Genie gelang, die revolutionäre Gedankenwelt von Beaumarchais doch auf eigene Faust so zu zelebrieren, so dass der gute Monarch Leopold nichts monieren konnte. Zumal der bei der ersten Premiere auch glücklicherweise abwesend war. Aber die neueste Fassung in der Komischen Oper, von Kirill Serebrennikov nun höchst kunstvoll und ebenso modern wie zeitlos auf die Bühne gezaubert, ist nun doch politisch weitaus kritischer als es dem Original möglich war. A.C.

« Older Entries