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Neujahrskonzert, OL

Es gab in den drei wunderbaren Aufführungen wohl keinen Gast, der nicht beschwingt und erfüllt von – l`arte della canzone più bella” – der klangschönen vollen Stimmführung von Stephanie Hershaw und Aksel Daveyans temperamentvollen Spielbariton – sowie natürlich einem Orchester, das sich einfühlsam und leicht, voller Schwung und, wenn erforderlich, auch in tiefsinniger Theatralik unter Vito Christofaro präsentierte, nach drei Stunden den Heimweg antrat. Durch das Programm führte charmant und geistreich der Hausherr: Intendant Georg Heckel.

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Xerxes, OL

Die gespaltene Persönlichkeit dieses Königs, der das Großpersische Reich regierte, hat Händel als Idee, als Vorlage nach berühmten Anekdoten und historischen Überlieferungen aufgegriffen und in einer absurden, teils satirischen, teils auch durchaus ernsthaften Version in wunderbarer Leichtigkeit komponiert und talentierten Sängern (seinerzeit vor allem dem Kastraten Gaetano Majorano, genannt Caffarelli) auf den Leib oder besser in die Kehle geschrieben. Ein Solitär, dessen Glanz aber erst sehr viel später gewürdigt wurde. In seiner Uraufführung erschien die Oper dem Publikum noch zu ungewöhnlich, dass man Ernstes mit Heiterem vermengte und sich spottend über Herrscher, Liebende und ihre Leidenschaften erhob.
Heutzutage ist es die beste Möglichkeit, eine große Musik in Ihrer Vielfalt auf hohem musikalischen und schauspielerischen Niveau zugänglich zu machen. Und das ist hier einmal wieder bestens geglückt! Mit vibrierenden, melodischen Rezitativen, mit höchsten Tönen effektvoll spielenden Arien und -immerhin- zwei männlichen Sängern serviert ein kleines, feines Barockorchester mit Blockflöten und Theorbe unter der Leitung von Thomas Bönisch – immer eins mit Spiel und Stimmen auf der Bühne und dynamisch ausgefeilt – einen Opernabend auf dem Silbertablett.

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Macbeth, B

Fluten rollen über die Video-Wand, Köpfe werden bald im Kampf um Throne bühnenreif auf mittelalterlichen englischen und schottischen Schlachtfeldern rollen – und auch in den Schlössern der adeligen dynastischen Familien. „Macbeth“ nicht zum ersten Mal auf den Berliner Spielplan, jetzt in der Deutschen Oper inszeniert von Marie-Eve Signeyrole, einer Regisseurin, die möglichst viele Ideen in diesem Opus unterbringen möchte, dass sich doch dank der Brillanz eines Verdi und seiner heutigen Darsteller auf der in nebeldurchzogene Dunkelheit und mit Stellwänden dekorierte Bühne eigentlich selbst genügt. Denn Orchester, Chor und Sänger sind prachtvoll, und es dürfte trotz kleinerer Beanstandungen nach langer Zeit wieder ein Highlight am Berliner Opernhimmel sein.

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Le Nozze Di Figaro, B

Oben: Grausige Vernissage auf der Bel Etage – Unten: Aufstand der Dienerschaft…
…doch ebenso tempo- wie einfallsreich – angefeuert von einer brodelnden Ouvertüre – geht es weiter nach einer sehr vergnüglichen ersten Hälfte in diesem entzückenden und dramatischen Wirrwarr, mit dem es dem Mozarteischen Genie gelang, die revolutionäre Gedankenwelt von Beaumarchais doch auf eigene Faust so zu zelebrieren, so dass der gute Monarch Leopold nichts monieren konnte. Zumal der bei der ersten Premiere auch glücklicherweise abwesend war. Aber die neueste Fassung in der Komischen Oper, von Kirill Serebrennikov nun höchst kunstvoll und ebenso modern wie zeitlos auf die Bühne gezaubert, ist nun doch politisch weitaus kritischer als es dem Original möglich war. A.C.

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Stolz und Vorurteil (oder so), OL

Erstaunlich, wie rasch die fünf Damen permanent in andere Rollen schlüpfen, die Kostümschneiderei hat chic und praktisch gearbeitet. Flott geht es voran, nachdem das Dienstpersonal seine Bedeutung erst einmal allen klargemacht hat und sich selbst auch, wenn auch mit ein bisschen Wehmut. Aber, stolzes Resümee: sie alle haben ihre Dienstherren und Damen schon unbekleidet, bar aller blendenden Äußerlichkeiten gesehen. Und wer blickte in der damaligen Zeit schon hinter die Fassade!? Ernüchterung also und die diplomatische Ader des Dienstpersonals, nach außen gefügig und innerlich distanziert und eigentlich in der überlegenen Rolle zu sein.

Doch das ist nicht das einzige Thema dieser hübschen Inszenierung: Hier geht es wirklich nach Jane Austen, nur dass man ihre verdeckte Ironie, den typischen englischen Humor doch noch etwas erweitert hat!: Eine ehrgeizige, ambitionierte, aber auch vom gesellschaftlichen Zwang getriebene leidgeprüfte Mutter von fünf flüggen Mädchen muss alle schnell unter die Haube bringen, damit sie nicht jäh bettelarm und geächtet dastehen, sollte der –durch Abwesenheit glänzende Vater – plötzlich sterben. Ein gute Mutter also sorgt vor- aber die Mädchen haben ihren eigenen Kopf, sie wollen, wie unüblich, ihren künftigen Mann aus Liebe heiraten und nicht nach auf Befehl und des Geldes wegen, obwohl, sie genau wissen, wie wichtig dies ist, und ihre Interessen sind schon auch von kostspieliger Natur.

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Freischütz – Ein Tanz mit dem Bösen, OL

Eine tolle Choreographie! Eine romantische Oper nach Musical-Art, mit viel Lametta und Pfiff! Das ist ja mal etwas – für junge Leute, würde man meinen. Aber es ist nach wie vor das alte treue, etablierte Opernpublikum, das sich dem Bösen so vergnüglich hingibt, den bekannten Evergreens des wie immer lebendigen Chores geniesst, das Spektakel der mit seinen glitzernden Revuegirls, die sich so gar nicht als Ausgeburten der Finsternis darbieten, sondern höchst apart schon ein paar Übungen der Can Can Show aus dem folgenden Musical “Chicago” vorzeigen, voller Spannung folgt.

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